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ZfP Reichenau erinnert an die Opfer der NS-Herrschaft

Im Rahmen der sogenannten „Aktion T 4“ wurden in den Jahren 1940 und 1941 aus der Anstalt bei Konstanz 508 Patientinnen und Patienten durch die Nationalsozialisten in die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar transportiert und dort ermordet. Mit diesen wenigen Worten lässt sich das dunkelste Kapitel in der Geschichte des heutigen Zentrums für Psychiatrie Reichenau zusammenfassen. Verborgen in diesen Worten liegt unendliches Leid. 508 Menschen, die dort Heilung und Hilfe suchten, wurden mit einem Kreuz auf einem Meldebogen als nicht lebenswert eingestuft und ermordet.

Seit 1988 erinnert eine Gedenkstätte des Bildhauers Alexander Gebauer auf dem Gelände des Zentrums an diese Ereignisse und alljährlich im Januar wird dort zur Erinnerung an die Opfer ein Kranz niedergelegt. Im sich anschließenden Vortrag sprach in diesem Jahr Dr. Gabriel Richter, Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie. Dr. Richter hat zum Thema Euthanasie geforscht und mehrfach publiziert. Er regte die Anwesenden mit Fragen und Gedanken zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Gedenken an sich und vor Ort an.

Für eine weitere, interne Veranstaltung am 26. Januar hatten Patient:innen, Bewohner:innen und Mitarbeitende des ZfP Reichenau 508 Kerzen gestaltet und so jedem Opfer eine Kerze gewidmet. Diese wurden am Donnerstag, den 26. Januar entzündet und gemeinsam am Mahnmal platziert. Vor dem entstandenen Lichtermeer und den anwesenden Personen aus dem Zentrum sprach die Pflegedirektorin der SINOVA Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ute Claudia Bing einleitende Worte und betonte die tiefe Betroffenheit für jedes einzelne Opfer.

Eine letzte Kerze entzündete sie für Dr. Heinrich Feurstein, einen Priester, der in seinem Neujahrsgottesdienst 1942 gegen die Krankenmorde predigte. Wenig später wurde er festgenommen und in das KZ Dachau gebracht, wo er in Folge der unmenschlichen Bedingungen starb. Nach ihm wurde die Straße, in der sich das Zentrum befindet, benannt.

Auch die Seelsorge des ZfP Reichenau beteiligte sich durch Pfarrerin Sabine Wendlandt und Pastoralreferentin und Diplom-Theologin Sabine Tebel mit einer gemeinsamen Lesung.

Den Abschluss bildete ein von Mitarbeitenden vorgetragener Ton- und Sprachteppich aus Klaviermusik und Wünschen für die Verstorbenen, der in einer Gedenkstille endete. Bis in die Dunkelheit hinein brannten die 508 Kerzen und erinnerten an die 508 Patient:innen.