Blick von einer Empore in einen bunt bestuhlten Festsaal mit Bühne.

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Wie Psychedelika in der Psychiatrie angewandt werden könnten

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Wie Psychedelika in der Psychiatrie angewandt werden könnten /

Zwei Männer, beide mit einem Mikrofon, stehen auf einer Bühne und im Hintergrund ist eine Präsentation zu sehen.

Uwe Herwig (links) und Felix Müller begrüßen die Teilnehmenden.

Als Gastgeber begrüßte Prof. Uwe Herwig, Ärztlicher Direktor Psychiatrie und Psychotherapie am ZfP Reichenau, zusammen mit PD Dr. Felix Müller, Leiter klinischer Forschungsbereich für substanzgestützte Therapie an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, mehr als 200 Zuhörerinnen und Zuhörer. Sie folgten der Tagung nicht nur im Festsaal in Haus 1, sondern auch bei einer Übertragung in Haus 30 und einem Online-Stream.

„Das Wachbewusstsein zu modifizieren gehört schon lange zur menschlichen Kultur“, sagte Herwig einleitend. Einen ersten Schub hat die Forschung ab den 1940er-Jahren erhalten, insbesondere durch die Entdeckung von LSD, die mit dem „Bicycle Day“ in die Geschichte eingegangen ist. Ein rasanter Anstieg der Untersuchungen zu Psychedelika ist seit den 2010er-Jahren zu beobachten.
 

Nicht nur gegen Angst und Depressionen

Eingesetzt werden sie gegen Angst und Depressionen, bei Posttraumatischen Belastungsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen. Laut Herwig sind klassische Psychedelika weniger gefährlich als andere Drogen, u.a. da sie im Gegensatz zu Alkohol, Heroin, Tabak oder Crack können LSD und Psilocybin nicht tödlich dosiert werden können. 

Herwig erläuterte, dass in der Psychedelika-assistierten Therapie (PAT) zum Beispiel psychologische Abwehrmechanismen aufgelockert werden können. Er betonte aber auch, dass die psychotherapeutische Unterstützung ein klarer Faktor ist. „Wir müssen die Risiken kennen und minimieren“, sagte Herwig. Die psychotherapeutische Begleitung sei unerlässlich, eine Überhöhung und Idealisierung zu vermeiden. 

Bevor Psychedelika im klinischen Bereich eingesetzt werden können, müsse die Wirkweise noch besser erforscht werden. Bei Wirksamkeit müssen eine legale klinische Anwendung definiert und bewilligt werden, sowie Leitlinien, Therapiemanuale und zertifizierte Ausbildungen entwickelt werden.
 

Woran geforscht wird

Felix Müller referierte über klinische Studien mit LSD, Psilocybin und MDMA aus Basel. Seit 2010 sei in mehr als 20 Phase-I-Studien unter anderem festgestellt worden, dass Psychedelika insgesamt gut verträglich sind. 

Gerhard Gründer vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim stellte den Weg zur Einführung der Psychedelika-assistierten Therapie in Deutschland vor. Während Psychedelika in den USA voraussichtlich bald verfügbar sein werden, sei die Situation in Deutschland „nicht so rosig“, sagte er gleich zu Beginn. Medikamente müssen in Deutschland den Nachweis über einen Zusatznutzen erbringen, welcher aber international nicht standardmäßig untersucht wird. 

Im weiteren Verlauf der Tagung ging es unter anderem um die begrenzte medizinische Anwendung der PAT in der Schweiz (Dr. Helena Aicher), Emotionen, Werte, Grundbedürfnisse in der PAT (Dr. Susanne Prinz, M.Sc) und rechtsethische Aspekte der PAT (Dr. Christoph Bublitz).

Veranstalter waren das ZfP Reichenau zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Psychedelische Forschung und Therapie (DGPFT) und der Schweizerischen Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie (SÄPT).