23 Jahre lang hat die evangelische Seelsorgerin im ZfP Reichenau gearbeitet. Nun hat sie sich in den Ruhestand verabschiedet. Die Zeit in der Psychiatrie hat sie vor allem eins gelehrt: Menschen so zu nehmen, wie sie sind.
Nach all den Jahren könne sie fast nur auf Gutes zurückblicken, sagt Sabine Wendlandt. Patient:innen und Bewohner:innen in Krisensituationen ein Stück weit begleiten zu dürfen, sei für sie wertvoll gewesen. „Wir haben einiges miteinander erlebt – das verbindet.“
Als Seelsorgerin hat Sabine Wendlandt erfahren, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und auf Menschen einzugehen. Das spiele in der Psychiatrie eine noch größere Rolle als in der Kirchengemeinde, sagt die Pfarrerin, der auch die evangelische Gemeinde auf der Insel Reichenau anvertraut war.
Wenn Besonderheiten akzeptiert werden
Sie sagt auch: „In der Psychiatrie werden die Besonderheiten der Menschen eher akzeptiert.“ Das gelte für alle. Sie selbst wurde ohne Arme geboren. Ihrem Empfinden nach betrachteten die Patientinnen und Patienten das nie als Defizit. Im Gegenteil – das habe ihr manche Zugänge zu Menschen geöffnet. „Als Mensch ohne Arme war ich hier nie unvollständig.“
Ein besonderer Höhepunkt im Jahresverlauf war für die Pfarrerin immer das Himmelfahrtsfest, das zusammen mit der Kirchengemeinde bei der Kapelle auf dem ZfP-Gelände gefeiert wird. Es spielt immer eine Band, hinterher sitzen alle draußen vor der Kapelle noch bei Würstchen und Getränken zusammen. Himmelfahrt zieht zwar nicht ganz so viele Besucher:innen an wie Weihnachten oder Erntedank, aber es gibt dennoch viele beeindruckende Begegnungen wenn Patient:innen, Bewohner:innen und Reichenauer:innen zusammenfinden. Auch deshalb blickt die Pfarrerin mit Dankbarkeit auf ihre Zeit im ZfP Reichenau zurück.

